Dass die Nieren eine wichtige Funktion im Körper haben, wissen wir alle. Aber was machen sie eigentlich genau? Wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass sie eine ganze Reihe von wichtige Aufgaben übernehmen.
Ausscheidung von Giftstoffen
Die Ausscheidung von Giftstoffen über die Produktion von Urin ist sicherlich die bekannteste Aufgabe der Nieren. Dabei wirken sie einerseits wie ein Filter, der bestimmte Stoffe durchlässt und andere – die für den Körper wichtigen – zurückhält. Hierfür wird ein bestimmter Blutdruck, der Filtrationsdruck, benötigt. Bei Störungen des Blutdrucks kann also auch die Filtration in den Nieren beeinträchtigt sein. Andererseits werden auch aktiv die so genannten harnpflichtigen Substanzen abgegeben und die für den Organismus noch verwendbaren Stoffe – Salze wie Natrium und Kalium, Glukose (Zucker) und Wasser – wieder aufgenommen. Ausgeschieden werden als Endprodukte des Stoffwechsels Harnsäure, Harnstoff und Kreatinin, außerdem giftige Stoffe, z. B. Medikamentenrückstände, Farbstoffe oder Konservierungsstoffe. Auch überschüssige wasserlösliche Vitamine werden über den Harn abgegeben.
Regulationsfunktionen der Nieren
Weniger bekannt sind die Aufgaben der Nieren in der Regulation des Blutdrucks, des Säure-Basen-Haushaltes sowie des Wasser-Salz-Haushaltes.
An der Regulation des Blutdrucks wirken die Nieren mit, damit der Filtrationsdruck stabil gehalten wird. Dazu gibt es Rezeptoren im Nierengewebe, die den Blutdruck messen. Sinkt er unter den erforderlichen Wert, schütten die Nieren Renin aus, eine hormonartige Substanz, die anschließend eine Kaskade mit einer Reihe von Substanzen in Gang setzt – das so genannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System. Dies hat verschiedene Effekte: Die Blutgefäße werden verengt, das “antidiuretische Hormon (ADH)” wird ausgeschüttet und führt zur Rückresorption von Wasser, und auch die Rückresorption von Natrium wird angeregt, was ebenfalls wieder Wasser nach sich zieht. Alles zusammen führt zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Das kann man sich vorstellen wie bei einem Gartenschlauch: der Schlauch (das Blutgefäß) ist nun enger und muss gleichzeitig mehr Wasser aufnehmen, was zu einem höheren Druck führt.
Auch die Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Haushaltes ist von großer Bedeutung. Der pH-Wert im Blut muss relativ konstant gehalten werden und bewegt sich physiologisch zwischen 7,36 und 7,44, also im ganz leicht basischen Bereich (neutral = 7). Hieran wirken verschiedene Systeme im Körper mit, darunter das Puffersystem im Blut und die Atmung. Die Nieren können das Säure-Basen-Gleichgewicht über die aktive Ausscheidung von Säuren bzw. Basen mit beeinflussen.
An der Regulation des Wasser-Salz-Haushaltes wirken die Nieren mit, indem sie bei Ausschüttung von ADH vermehrt Wasser rückresorbieren, das ansonsten über den Urin mit ausgeschieden werden würde. Sind zu wenig Salze im Blut, schütten sie vermehrt Renin aus, was unter anderem zur verstärkten Wiederaufnahme von Natrium führt.
Mitwirkung an der Bildung roter Blutkörperchen
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind im Organismus verantwortlich für den Transport von Sauerstoff in die Gewebe. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 120 Tagen. Der Körper produziert ständig neue Erythrozyten. Angeregt wird das durch das Hormon Erythropoetin (EPO), das die Nieren proudzieren. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, kann es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen, also einer Anämie kommen.
Vitamin-D-Stoffwechsel
Auch am Vitamin-D-Stoffwechsel wirken die Nieren mit. Vitamin D ist an zahlreichen Regulierungsvorgängen im Körper beteiligt und wird insbesondere benötigt, damit Kalzium in die Knochen eingelagert wird. Fehlt es langfristig, kann es zu porösen oder zu weichen Knochen kommen. Der Vitamin-D-Stoffwechsel läuft in mehreren Stufen ab. Beteiligt sind die Haut, die Leber und die Nieren. In den Nieren findet der letzte Umwandlungsschritt zum hormonell aktivsten Calcitriol statt.
Bildung von Prostaglandinen
Eine weitere Funktion der Nieren besteht in der Bildung von Prostaglandinen. Prostaglandine sind Gewebshormone, die unter anderem als Schmerzmediatoren, bei der Entstehung von Fieber und Entzündungen, bei der Blutdruckregulation und zahlreichen weiteren Prozessen (mit)wirken.
So wird sicher deutlich, dass die Nieren zu den ganz wichtigen Organen im Organismus gehören. Eine Niereninsuffizienz kann somit eine Reihe von Problemen nach sich ziehen, von denen die fehlende Ausscheidung von Giftstoffen nur eines unter vielen ist.