Zucker ist in unserer Ernährung heutzutage omnipräsent. “Das bisschen Zucker…” denkt wohl mancher, wenn er seinen Cappuccino süßt oder ein Stückchen Schokolade genießt. Doch in versteckter Form findet sich Zucker in sehr vielen Lebensmitteln, was sicherlich mit dazu beiträgt, dass viele Menschen übergewichtig sind und die Zahl derjenigen, die an Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit, erkranken, immer größer wird.

Diabetes_Zucker

Hier einige wenige Beispiele (zahlreiche weitere sind im Internet zu finden; hier gibt es auch Hinweise auf versteckten Zucker):

  • Ein Glas Cola enthält 8 Stück Würfelzucker (ein Liter entsprechend 40 Stück!)
    Hohe Zuckermengen enthalten auch andere Süßgetränke, wie Limonaden oder Fruchtsäfte
  • Ketchup besteht zu 1/3 aus Zucker
    (in 100 g sind das 34 g Zucker, das entspricht 11 Stück Würfelzucker)
  • Instant Eiscafé (Nescafé Frappé) enthält sogar mehr als 88 % Zucker
  • In einem Becher Fruchtjoghurt sind 6 Stück Würfelzucker enthalten
  • In 50 g Joghurtdressing stecken fast 2 Stück Zucker (5 g)

Kein Wunder also, dass jede und jeder Deutsche derzeit durchschnittlich mehr als 30 kg Zucker pro Jahr zu sich nimmt. Und damit ist es dann wiederum auch kein Wunder, dass es immer früher und immer häufiger zum Diabetes mellitus Typ 2 kommt.

Der normale Zuckerstoffwechsel im Organismus

Die verschiedenen über die Nahrung aufgenommenen Zuckerarten werden im Rahmen der Verdauung über verschiedene Stufen zu Einfachzuckern (Monosacchariden: Glucose, Fructose, Galactose) umgewandelt, die vom Darm aufgenommen werden und ins Blut übergehen. Sie werden zur Leber transportiert und dort weiter verarbeitet. Von den Zellen kann nur Glucose direkt verwertet werden, die anderen Einfachzucker müssen über verschiedene Stoffwechselschritte erst in Glucose umgewandelt werden. Die Speicherform für die Zucker ist das so genannte Glykogen. Sind die Glykogenspeicher voll, wird weiterer überschüssiger Zucker in Fett umgewandelt (ja genau, das sind dann die berühmten Fettpölsterchen). Bei erhöhten Glucosebedarf kann die Leber die Speicherformen wieder umwandeln oder auch Glucose neu aufbauen, z. B. aus Aminosäuren.

Wenn ein erhöhter Blutzuckerspiegel vorliegt, also viel Glucose im Blut ist, wird von der Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin ausgeschüttet. Dieses ermöglicht die Aufnahme von Glucose in die Körperzellen. Es fördert außerdem die Bildung der Speicherform Glykogen und auch den Fett- und Eiweißaufbau. Umgekehrt wird bei einem sinkenden Blutzuckerspiegel das Hormon Glukagon freigesetzt, das dazu führt, dass aus den Zellen vermehrt Glucose ins Blut gelangt.

Einteilung und Ursachen des Diabetes

Bei der Zuckerkrankheit ist aufgrund verschiedener Ursachen der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Dies führt langfristig zu Schädigungen verschiedener Organe und kann sehr schwere Langzeitschäden verursachen.

Die beiden häufigsten Formen sind Diabetes Typ 1 (auch als Jugenddiabetes bezeichnet), der knapp 10 % der Fälle ausmacht, und Diabetes Typ 2 (früher als Altersdiabetes bezeichnet), unter den rund 90 % der Fälle fallen. Bei Typ 1 liegt eine Autoimmunreaktion gegen die B-Zellen der Bauchspeicheldrüse zugrunde, die Insulin herstellen. Sie werden nach und nach zerstört, so dass irgendwann kein körpereigenes Insulin mehr bereitgestellt werden kann. Die Patienten sind dann auf jeden Fall insulinpflichtig, d. h. sie müssen regelmäßig Insulin spritzen. Bei Typ 2 ist die Ursache eine verminderte Empfindlichkeit der Rezeptoren für Insulin. Diese Rezeptoren reagieren – u. a. aufgrund des Überangebots an Zucker – immer weniger auf das vom Körper ausgeschüttete Insulin. Man spricht dann von Insulinresistenz. Damit kann die Glucose aus dem Blut nicht mehr ausreichend in die Zellen aufgenommen werden. Der Blutzucker steigt allmählich immer weiter an und beginnt, den Organismus zu schädigen.

Ebenfalls relativ häufig tritt der Schwangerschaftsdiabetes auf, bei dem durch es durch die Hormonumstellung – in der Regel vorübergehend – zur Insulinresistenz der Zellen kommt. Seltener sind die übrigen Formen, denen andere Ursachen zugrunde liegen:

  • hormonell bedingt (z. B. Cushing-Syndrom, Schilddrüsenüberfunktion)
  • durch Medikamente verursacht (Cortisongaben, Thyroxin)
  • auf Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse zurückgehend
  • genetisch bedingt

Übergewicht und Bewegungsmangel als Mitverursacher

Fettleibigkeit

Die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen (adipösen) Menschen in Deutschland nimmt beständig zu. Schon 2014 stellte das Robert-Koch-Institut fest, dass zwei Drittel aller Männer und die Hälfte aller Frauen in Deutschland übergewichtig waren, rund ein Viertel war fettleibig. Wie einem Spiegel-Bericht zu entnehmen war, soll die Zahl der Fettleibigen bis 2030 sogar um 80 % steigen. Hier kommt es dann zu einem Teufelskreis – wer übergewichtig ist, bewegt sich meist weniger, und durch die mangelnde Bewegung kommt es zu weiterer Gewichtszunahme. Bewegungsmangel kann – ebenso wie die Zunahme von freien Fettsäuren im Blut – die Empfindlichkeit der Zellen für die Glucoseaufnahme senken.

Bei einem noch nicht durch Symptome offensichtlich gewordenen, so genannten latenten Diabetes mellitus kann Gewichtsreduktion und mehr Bewegung dazu beitragen, die Blutzuckerwerte wieder zu senken. Leider ist etwa der Hälfte der Personen zwischen dem 55. und 75. Lebensjahr mit einer noch nicht symptomatisch gewordenen Zuckerkrankheit gar nicht bewusst, dass sie die Krankheit haben und entsprechend mit einfachen Maßnahmen etwas dagegen unternehmen könnten.

Frühsymptome und Diagnose des Diabetes mellitus

Ist der Blutzuckerwert so weit angestiegen, dass es zu ersten Symptomen kommt, tritt zumeist eine vermehrte Harnausscheidung und gesteigerter Durst auf. Beim Typ-1-Diabetes kommt es häufig auch zu Gewichtsverlust. An erster Stelle steht zunächst eine Austrocknung des Gewebes. Das Wasser folgt dem Konzentrationsgefälle, das durch den erhöhten Zuckergehalt im Blut entsteht, das heißt, Wasser tritt aus dem Gewebe ins Blut über.

Auch über den Urin kann es zu vermehrten Wasserverlusten kommen, wenn die Zuckermenge so groß ist, dass die Kapzitäten der Niere für die Wiederaufnahme von Glucose überschritten sind. Man spricht von der so genannten Nierenschwelle, die ab 140-180 mg Glucose pro Deziliter Blut überschritten ist. Wird über den Urin Glucose ausgeschieden, zieht auch das wieder Wasser nach sich, dadurch steigt die Harnmenge. Durch die Wasserverluste entsteht ein verstärktes Durstgefühl; allerdings können die Wasserverluste durch Trinken aufgrund des dauerhaft erhöhten Zuckerspiegels nicht kompensiert werden.

Bei Verdacht auf eine Zuckerkrankheit wird in der Regel zunächst der Nüchternblutzucker gemessen. Normalwerte liegen zwischen 80 und 100 mg/dl bzw. unter 5,6 mmol/l. Ein manifester Diabetes mellitus liegt vor, wenn der Wert 126 mg/dl bzw. 7 mmol/l übersteigt. Bei Verdacht auf eine bislang symptomfreie Zuckerkrankheit wird der Arzt zur Abklärung einen oralen Glucosetoleranztest durchführen. Eine gestörte Glucosetoleranz liegt vor, wenn der Nüchternblutzucker zwischen 110 und 125 mg/dl liegt und der Blutzuckerspiegel zwei Stunden nach Gabe von 100 g Glucose zwischen 140 und 199 mg/dl liegt (normal wären hier Werte < 140 mg/dl).

Lesen Sie im nächsten Teil etwas über Spätfolgen und Komplikationen des Diabetes mellitus.